Sophias Praktikumsbericht
Sophia hat im Frühsommer 2014 ein Schulpraktikum bei den Pamperspiraten absolviert. Sie hat mir großartigerweise erlaubt, dass ich ihren Praktikumsbericht, den sie für die Schule schreiben musste, hier veröffentlichen darf. So erhalten alle Eltern und Interessierten einen Einblick, was bei uns so los ist ... mal nicht von mir, sondern aus Sophias Wahrnehmung. Viel Spaß beim Lesen! :)
Praktikumsbericht unserer lieben Praktikantin Sophia:
Zweieinhalb Wochen bin ich mit den „Pamperspiraten“ um die Welt gesegelt, wo ich lustige, interessante und anstrengende Erfahrungen gemacht habe.
In dem folgenden Bericht möchte ich über meine Zeit während des Sozialpraktikums berichten. Dabei werde ich auf diese Fragen eingehen: Wo habe ich mein Praktikum gemacht? Warum habe ich mich für diese Einrichtung entschieden und welche Erwartungen hatte ich? Wie sah mein Tagesablauf aus und was waren meine Aufgaben? Welche Erziehungsmethoden habe ich kennengelernt? Wie bin ich mit den Kindern umgegangen? Was waren meine Lieblingsmomente während des Praktikums? Und zu guter Letzt; Welche meiner Erwartungen haben sich erfüllt, was war unerwartet?
Da ich nicht gerne von Kind 1, Kind 2 usw. sprechen möchte, habe ich die Namen der kleinen Piraten in diesem Bericht geändert.
Die Pamperspiraten bestehen aus 4 bis 5 Kindern (während meines Praktikums alles Jungen) im Alter von 0-3 Jahren, der Tagesmutter Maja und der Hundedame Jacky. Für zweieinhalb Wochen durfte auch ich eine Piratin sein.
Maja hat eine Wohnung, die extra für ihren Beruf eingerichtet ist. Es gibt ein Spielzimmer, welches mit einem selbstgebautem Piratenschiff zum Entdecken und Klettern, einer Matratze zum Ausruhen und Kuscheln, sowie mit vielem anderen Spielzeug ausgerüstet ist. Für den Mittagsschlaf gibt es ein Kinder-Schlafzimmer mit kleinen Gitterbettchen. Küche und Esszimmer sind miteinander verbunden.
Bei der Suche nach einem Praktikumsplatz war mir von Anfang an klar, dass ich etwas mit Kindern machen möchte. Zuerst dachte ich an einen Kindergarten, davon wurde mir aber abgeraten und auch ich habe einige Argumente gegen einen Kindergarten oder eine Kindertagesstätte entwickelt. Zum einen kann ich mich an meine Zeit im Kindergarten noch sehr gut erinnern, zum anderen wollte ich in eine Einrichtung, in der ich mich intensiv mit den Kindern auseinander setzten kann. Da bot sich eine Tagesmutter, die nur 4-5 Kinder betreut, super an. Nachdem ich drei Tagesmütter angeschrieben habe, bekam ich zwei Absagen und eine Zusage bei den Pamperspiraten. Nach einem Kennenlerngespräch bekam ich dann die Stelle.
Für mein Praktikum habe ich erwartet, dass ich mit unterschiedlichen und vielseitigen Persönlichkeiten arbeiten werde und dass meine Tätigkeiten abwechslungsreich sein werden. Ich habe gehofft, dass ich eine gute Beziehung zu den Kindern aufbauen werde und diese mich akzeptieren. Ich habe mir vorgestellt, dass ich viel mit den Kindern spielen werde und da ich das gerne mache war ich motiviert und habe mich sehr auf das Praktikum gefreut.
Nun möchte ich den Tagesablauf und meine Aufgaben darin schildern.
Mein Arbeitstag begann um acht Uhr morgens. Die Kinder sind zwischen acht und neun gekommen. Bis alle da waren, hatten die anderen Kinder Zeit im Spielzimmer zu spielen. Dort habe ich mit ihnen ein Buch angeschaut, gemalt oder einfach nur gekuschelt, falls der Abschied von den Eltern schwergefallen ist, was allerdings in diesem Zeitraum selten und nie sehr ausgeprägt vorgekommen ist. Wenn alle Piraten eingetroffen waren, haben wir mit dem Frühstück begonnen. Die Kinder haben ihr eigenes Essen mitgebracht, Maja hat dazu noch Paprika und Gurke geschnitten. Beim Frühstück musste ich darauf achten, dass die Kinder einigermaßen vernünftig essen und ihre Becher nach dem Trinken wieder auf den Tisch stellten. Nach dem Essen war es meine Aufgabe die Kinder zu wickeln. Anfangs hat Maja mir das ein paar Male vorgemacht, danach habe ich es übernommen. Während des Wickelns habe ich mit den Kindern gesungen oder irgendwelche Sprech-Spiele gemacht, da ich mich dort individuell mit den Kindern beschäftigen konnte und sie musikalisch und sprachlich fördern konnte.
Danach kam der meiner Meinung nach anstrengendster Teil des Tages: die Kinder anziehen und für den Spaziergang fertig machen. Mir ist es schwergefallen, alle Kinder zur Ruhe zu bringen. Ich fand es ebenfalls schwer zu gucken, wem welche Matschhose gehört oder wer welche Mütze bekommt. Die Kinder haben sich natürlich auf den Spielplatz gefreut und waren dementsprechend unruhig und aufgeregt. Zum Glück hat Maja ja auch immer mitgemacht! Dennoch war es für mich eine große Erleichterung, wenn schließlich alle Kinder im Kinderbus saßen und es losgehen konnte. Mit Hund machten wir uns auf den Weg zu den nahegelegenen Spielplätzen oder zu anderen befreundeten Tagesmüttern. Während der Hund sein Geschäft verrichtete, bekam ich die Möglichkeit mit den Kindern kleine Spielchen, wie das Finger Spiel (Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen u.s.w.) zu spielen, um sie bei Laune zu halten. Auf dem Spielplatz haben sich die Kinder zum größten Teil selbstständig beschäftigt. Sie haben im Sandkasten gespielt, mit Straßenkreide gemalt oder sind die Rutsche herunter gerutscht. In dieser Zeit haben Maja und ich die Kinder animiert, alleine zu spielen. Wir haben nur aufgepasst, dass alle auf dem Spielplatz bleiben und sich keiner verletzt. Nach einer guten dreiviertel Stunde haben wir uns auf den Rückweg gemacht.
Zuhause angekommen hat Maja das Mittagessen vorbereitet, welches immer aus Gemüse und einer Beilage wie Kartoffeln oder Nudeln bestand. Währenddessen habe ich den Kindern die Hände gewaschen, sie ggf. gewickelt und noch ein wenig mit ihnen gespielt, bis es Essen gab. Dort habe ich ihnen die Lätzchen umgebunden und ihre Ärmel hochgekrempelt. Diese Vorsichtsmaßnahmen haben sie dennoch nicht davon abgehalten das Essen hinter den Ohren, in der Nase und auf ihren Klamotten zu verteilen. Nach dem Mittagessen hat Maja die Kinder bettfertig gemacht, während ich mit den anderen Kindern gespielt, aufgeräumt oder die Fläschchen der Kinder mit Milch oder Wasser gefüllt habe. Nacheinander wurden die Kinder ins Bett gebracht, wo sie ihren zweistündigen Mittagsschlaf abhielten. Damit war mein Arbeitstag um 13 Uhr zu Ende.
Bei Maja habe ich einige Methoden im Umgang mit Aggressionen, Regelbrüchen, Streit und Selbstständigkeit kennengelernt. Eines der Kinder, Paul, befindet sich momentan in einer Phase, in der er alle Grenzen austestet. Da ich für ihn erst mal neu war, hat er dies auch bei mir getan. Er hat zum Beispiel nicht auf mich gehört aber mich auch mit einem Holzlöffel beworfen. Bekam er danach von mir und Maja Ärger, fing er an zu weinen und hatte einen klassischen Trotzanfall. Wichtig ist dabei, als Erziehungsperson ruhig zu bleiben, damit kein Stress oder Ärger auf den Edukanden übertragen wird. Natürlich muss sein Fehlverhalten getadelt werden, trotzdem wurde er von Maja in den Arm genommen und ihm wurden weiter Angebote gemacht, damit er sich wieder in das Geschehen einbeziehen konnte. Anfangs hat er sich noch geweigert, doch je länger er am Schimpfen und Trotzen war, desto eher hat er sich auf ein Buch oder ein Spielzeug eingelassen und der Trotzanfall war schließlich vorbei.
Bei den Pamperspiraten gibt es Regeln, die konsequent eingehalten werden sollen. Werden diese Regeln von den Kindern gebrochen, wird dieses Verhalten benannt und getadelt. Die Reaktion auf „Fehlverhalten“ sollte immer an das Kind und die tatsächliche Situation angepasst werden.
Maja lässt die Kinder streiten, solange keine Gewalt angewandt wird. Somit lernen die Kinder, alleine ihren Standpunkt zu vertreten und Kompromisse zu finden. Anfangs dachte ich, dass so junge Kinder dies noch nicht alleine können, ich wurde allerdings vom Gegenteil überzeugt. Meistens geht es bei den Streithähnen um irgendein Spielzeug (vorzugsweise um Kinderwagen). Derjenige, der das Spielzeug zuerst hat, weiß meistens schon, dass es am besten ist, dem anderen Kind ein anderes Spielzeug anzubieten. Dass die Kinder dieses Verhalten schon beherrschen, hat mich sehr überrascht. Die Kinder lernen dadurch also wirklich alleine und fair zu streiten. Kommt es zu Gewalt, wird eingegriffen. Bei Maja lernen die Kinder selbstständig zu sein. Sie klettern zum Beispiel alleine in ihre Essstühle und essen und trinken normalerweise auch ganz ohne Hilfe. Auf dem Spielplatz dürfen sie eigentlich auf das Klettergerüst, sie müssen es nur schaffen, selber auf diese heraufzukommen. So entwickeln sie ein Gefühl für die Höhe und eine Selbsteinschätzung, was sie schon können und was sie sich lieber noch nicht zutrauen. Sie lernen, dass sie nicht immer überall hochgehoben werden.
Ich habe im Praktikum nicht nur sehr viel über Erziehungsmethoden gelernt, ich hatte auch ganz viele wunderschöne Momente mit den Kindern. Jetzt möchte ich ein paar von diesen mit Ihnen teilen. Mir war es von Anfang an sehr wichtig, dass mich die Kinder akzeptieren und sich auch auf mich einlassen. Bei einigen hat es etwas länger gedauert, bei einigen nicht. Vom ersten Tag an war ich Pauls neue beste Freundin. Jeden Morgen kam er mit strahlenden Augen und ausgestreckten Armen auf mich zu. Das hat mich sehr gefreut. Einmal, als er gerade dabei war mit Autos zu spielen, ließ er auf einmal alles fallen und ist auf mich zugelaufen und hat mich umarmt. Daran denke ich immer noch gerne zurück. Lukas war der Junge, der am „kuschelfreudigsten“ war. Ganz oft kam er einfach zu mir und hat sich auf meinen Schoß gesetzt. Am ersten Tag hat er sich neben mich gesetzt und mich die ganze Zeit interessiert angeschaut und mich angegrinst. Mirko konnte sich nicht direkt mit mir anfreunden. Anfangs durfte ich ihn nicht wickeln, da nur Maja „Kaka weg“ machen sollte. Am Ende der Woche hat er zum ersten Mal meinen Namen („Phia“) gesagt. Da er auch sonst nur Maja und den Namen eines anderen Kindes sagt, hab ich mich dadurch von ihm akzeptiert gefühlt. Da er auch der erste war, der meinen Namen sagen konnte habe ich mich besonders gefreut. Danach hat er mich immer häufiger angesprochen und auch oft „Phia gucken!!!“ gerufen, wenn ich mir irgendwas anschauen sollte.
Leon, ein etwas ruhigerer Junge, hat sich am Anfang nicht sehr für mich interessiert. Beim Essen saß ich immer neben ihm und er hat sich immer zu mir gedreht und mir irgendetwas erzählt. An meinem letzten Tag hat auch er meinen Namen gesagt, was mich sehr gefreut hat. Einmal habe ich auf dem Spielplatz etwas mehr mit ihm gemacht und danach hat er sich mit mir anfreunden können.
Mein Lieblingsmoment mit der ganzen Gruppe war, als auf dem Spielplatz ein Bagger den Sand im Sandkasten ausgewechselt hat. Die Kinder haben sich total gefreut und waren super gut drauf. Sie durften sich sogar in den Bagger setzen. Bagger und „Dudus“ (Hubschrauber) waren sowieso die beliebtesten Transportmittel und Spielzeuge der Kids.
Insgesamt bin ich mit der Beziehung, die ich zu den Kindern aufgebaut habe, sehr sehr zufrieden. Ich vermisse die Kinder total und freue mich schon auf einen Besuch bei den Pamperspiraten.
Zum Schluss möchte ich noch beschreiben, welche meiner Erwartungen sich erfüllt haben und was für mich unerwartet war.
Zum einen muss ich sagen, dass ich die Tätigkeiten einer Tagesmutter total unterschätzt habe. Klar, spielt man viel mit den Kindern, aber das ist nicht alles. Ich musste mich auf die Kinder einlassen und vieles mehr tun als nur spielen; Wickeln, An/Ausziehen, Essen vorbereiten und mit Regelbrüchen umgehen sind alles Dinge, die ich unterschätzt habe. Außerdem fand ich es unerwartet, dass ich so wenig Zeit für mich hatte. Ich hatte keine ruhige Minute zum Entspannen, ich musste meine Augen und Ohren immer offenhalten. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten bin ich, aus meiner Sicht, gut damit umgegangen und habe mich an diese Umstände gewöhnt.
Viele meiner Erwartungen haben sich erfüllt, z.B. die gute Beziehung zu den Kindern, die ich eben schon beschrieben habe. Dass ich verschiedene Kinder kennenlerne, hat sich auch bestätigt, denn keiner der Piraten glich dem anderen auch nur annähernd.
Das Sozialpraktikum war für mich eine insgesamt positive Erfahrung. Ich habe sehr viel gelernt und kann einiges für mein Leben mitnehmen. Ich bin mir sicher, dass ich mit meiner Wahl die richtige Entscheidung getroffen habe und sehr viel Glück mit den Menschen hatte, die mir während dieser Zeit begegnet sind. Ich hatte das Gefühl, während meines Praktikums etwas bewirkt zu haben. Ich konnte die Kinder auf ihrem Weg ein kleines Stück begleiten und sehen, welche Fortschritte sie in dieser Zeit gemacht haben.